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K-Word #513: Neues aus der Lesbenwelt

Fans retten die abgesetzte Netflix-Serie „Warrior Nun“, Hochzeit bei „Sturm der Liebe“, Janelle Monáe lebt polygam, Ruby Rose, boygenius, Film- und Serientipps, lesbische Lovesongs - und mehr!

Netflix Auf in die 3. Staffel: Ava und Beatrice in „Warrior Nun“

Von Karin Schupp

30.6.2023 - Eine gute Nachricht für Fans von Warrior Nun: Ein halbes Jahr nach ihrer Absetzung wird die Action-Fantasy-Serie nun doch fortgesetzt – „dank eurer gemeinsamen Stimmen, Leidenschaft und eures erstaunlichen Einsatzes”, wie Showrunner Simon Barry am Mittwoch auf Twitter schrieb; mehr Details sind noch nicht bekannt. Netflix hatte im Dezember die Serie über dämonenbekämpfende Nonnen nach nur zwei Staffeln eingestellt – just, nachdem sich Hauptfigur Ava (Alba Baptista) und die queere Ordensschwester Beatrice (Kristina Tonteri-Young) endlich und langersehnt zum ersten Mal geküsst hatten. Und das obwohl Warrior Nun Bestnoten von TV-Kritik und Publikum bekommen hatte und wochenlang in den Top 10 des Streamingdienstes stand. Schnell wurden die Fans aktiv, und schon im Januar war der Hashtag #SaveWarriorNun mehr als 5 Millionen mal geteilt worden, eine Petition sammelte über 123.000 Unterschriften. Dieser Erfolg sollte auch Fans anderer abgesetzter Serien mit queeren Hauptfiguren Mut machen!

2018 outete sich Janelle Monaé (Glass Onion) als queer bzw. bisexuell bzw. pansexuell, 2020 als nichtbinär (benutzt aber auch das weibliche Pronomen) – und jetzt auch als polygam: „Je freier ich in meinem Denken bin und je mehr ich außerhalb der Binarität lebe, desto mehr entdecke ich, wer ich sein kann“, sagte die Musiker:in und Schauspieler:in der britischen Vogue und meinte damit auch, nicht monogam sein zu müssen: „Ich war nie die Freundin, die eifersüchtig war.“ Die Personen ihres Herzens - Tessa Thompson und Lupita Nyong’o sollen Gerüchten zufolge dazu gehört haben - verrät Monáe allerdings nicht. „Ich kann über meine Identität sprechen, ich kann über meine Sexualität sprechen. Ich kann über alles reden, was Janelle Monáe betrifft, ohne ins Detail gehen zu müssen“, sagte sie im Mai dem Rolling Stone. „ Das ist nicht nötig.“

Atlantic Records/ Screenshot Janelle Monáe im sexy Video zu „Lipstick Lover“ vom neuen Album „The Age of Pleasure“

In den USA streiken gerade die Drehbuchautor:innen für eine bessere Bezahlung, mehr Sozialleistungen und mehr Antidiskriminierungs-Maßnahmen, und auch der The L Word: Generation Q-Cast solidarisierte sich: Zu einer Aktion am Warner Bros.-Studio kamen neben L Word-Mama Ilene Chaiken auch Kate Moennig, Leisha Hailey, Rosanny Zayas (Sophie), Leo Sheng (Micah), Jillian Mercado (Maribel) und Stephanie Allynne (Nat), die mit ihrer Frau Tig Notaro selbst Drehbücher schreibt. Nicht zustimmen kann ich allerdings Chaikens Schild „Corporate greed killed Jenny“ (= „Unternehmerische Gier tötete Jenny”) – denn die Schuld daran trägt ja wohl sie selbst!

In der ARD-Soap Sturm der Liebe begann im vergangenen Herbst die Liebesgeschichte zwischen Hotel-Portierin Vanessa (Jeannine Gaspár) und Reitlehrerin Carolin (Katrin Anne Heß), die ursprünglich eine Doppelhochzeit mit ihren jeweiligen männlichen Verlobten geplant hatten. In der heutigen Folge (Mediathek) steht nun ihre Hochzeit an, aber die wird mal wieder von Max (Stefan Hartmann) gestört: Vanessas Ex und Vater ihres kürzlich geborenen Babys kann einfach nicht loslassen. Leider müssen wir aufs endgültige Happy End wochenlang warten: Wegen der Übertragung der Tour de France pausiert die Soap bis 24. Juli.

ARD/ WDR/ Christof Arnold Carolin und Vanessa in „Sturm der Liebe“, im Hintergrund der unvermeidliche Max

Normalerweise trägt die queere Frauen-Supergroup boygenius (K-Word #500) eher rockstarübliches Schwarz, aber bei ihrem Konzert in Nashville/ Tennessee warf sich das Trio in Drag und gab sich die Dragqueen-Namen Queef Urban (Phoebe Bridgers), Lucille Balls (Lucy Dacus) und Shanita Tums (Julien Baker). Damit protestierten sie gegen das neue Gesetz des erzkonservativen Bundesstaats, das Dragqueen-Performances in der Öffentlichkeit und bei Anwesenheit von Kindern verbietet. „Ich will, dass ihr so laut schreit, dass Gouverneur Lee euch hört“, forderte Baker, die aus Tennessee stammt, das Publikum (erfolgreich!) auf. Auch Lizzo und die lesbische Popsängerin Hayley Kiyoko (K-Word #505) haben schon bei Auftritten in Tennessee Stellung bezogen, indem sie lokale Dragqueens auf die Bühne holten. Boygenius treten übrigens am 15. August in Berlin und am 16. August in Köln auf.

Ruby Rose hat schon länger nichts mehr von sich hören lassen (K-Word #497), aber jetzt wissen wir wenigstens, wo sie ist: Die Australierin steht bald in 2:22 A Ghost Story auf einer Theaterbühne in Melbourne. Die Proben für das Vier-Personen-Stück beginnen am Montag, Premiere ist Ende Juli.

Neu bei Netflix: Im Dokumentarfilm Eldorado – Alles, was die Nazis hassen des schwulen Regisseurs Benjamin Cantu geht’s um die kurze Blütezeit queerer Freiheit im Berlin der späten 1920er Jahre und der erbarmungslosen Verfolgung jeglichen homosexuellen und trans Lebens nach der Machtergreifung der NSDAP. Unterlegt mit Archivbildern und Reenactment-Szenen, erzählen Historiker:innen die Geschichten einiger Gäste des legendären Nachtclubs „Eldorado“, darunter sind aber leider – abgesehen von zwei trans Frauen, die vermutlich ein Paar waren – nur Schwule wie Tennisstar Gottfried von Cramm und SA-Führer Ernst Röhm. Dabei hätte es doch zahlreiche lesbische Biografien aus der Zeit gegeben, etwa die Sängerin Claire Waldoff, die nur mal kurz durchs Bild huschen darf. Da fehlt eindeutig was!

Die L-MAG wird 20 Jahre alt: Im Sommer 2003 erschien die erste Ausgabe! Und auch unser neues Heft, dessen Cover drei Lesben schmücken, die damals erst geboren wurden, ist wieder pickepackevoll mit spannenden Themen: Es gibt ein Special zur Fußball-WM mit den Favoritinnen, lesbischen Legenden und Spielerinnen-Paaren des Turniers, alles zu den Sommer-CSDs und Dyke Marches und ein Interview mit Alison Goldfrapp, es geht um Regenbogenfamilien, Fernbeziehungen, Sex-Ratgeber und um queere Autor:innen in Russland, und wie immer gibt es Lesbenklatsch, Film-, Serien-, Musik- und Lesetipps und vieles mehr! Ab 1. Juli im Handel (Suche per Mykiosk.com) oder hier als E-Paper.

In Bulldog mit den queeren Schauspielerinnen Karin Hanczewski und Lana Cooper gerät die enge Beziehung zwischen dem 21-jährigen Bruno (Julius Nitschkoff) und seiner nur 15 Jahre älteren Mutter Toni (Cooper) aus dem Gleichgewicht, als die sich in Hannah (Hanczewski) verliebt. Der in einer Ferienanlage in Spanien angesiedelte Film steht jetzt in der ARD-Mediathek und läuft am 2. Juli (23:35 Uhr) im Ersten (unsere Filmkritik).

missingfilms Karin Hanczewski (auch bekannt als „Tatort“-Kommissarin) in „Bulldog“

Zu Sky One und dem Streamingdienst WOW kommt am 5. Juli die neue Krimiserie The Rookie: Feds mit Niecy Nash (K-Word #368) als älteste (und bisexuelle) Nachwuchsagentin des FBI. Ihre echte Ehefrau Jessica Betts spielt ab Folge 3 ihren Love Interest, und auch zwei Nebenfiguren, Tech-Analystin Flores (Michelle Nuñez) und Detective Voss (Juani Feliz), sind queer.

ABC/ Raymond Liu Niecy Nash (r.) und Jessica Betts, die hauptberuflich Sängerin ist, in „The Rookie: Feds“

Abigail Fierces Songs schafften es schon in die Serien Love, Victor, This Is Us und American Vandal, und im Pride-Monat Juni veröffentlichte die queere US-Sängerin das Liebeslied „Daphne“, zu dem sie durch eine sexy Barista in ihrem Stamm-Starbucks inspiriert wurde:

Und noch ein lesbischer Lovesong: Über eine langjährige Beziehung, die viele Höhen und Tiefen überstanden hat, singt die Mannheimer Musikerin Missy Canis in „I Still Dance With You“. Gerade erschien auch ihre erste EP „Stop Talking“, am 2. Juli (18 Uhr) tritt die queere Loop-Künstlerin im Rainbow Hub der Bundesgartenschau in Mannheim auf.

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Weiterlesen: K-Word #512: Neues aus der Lesbenwelt

 

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