L-Mag

Wenn Lesben reisen: Mit Camper und Cowgirlhut durch Australien

Nach zwei Jahren Sabbatical ist das letzte Ziel: Western Australia. L-MAG-Reisereporterin Dana Müller verwirklichte ihren Traum von der Pferdetrainerin und zieht ein Fazit: Wie reist es sich besser? Backpacking, Fahrradtrip oder doch mal im Camper?

Dana Müller Dana (r.) und Anke

Von Dana Müller

2.6.2024 - Über zwei Jahre tingelte ich mit meiner Partnerin Anke um die Welt. Es fing mit einer fantastischen Fahrradweltreise an und im Anschluss wagten wir uns für ein halbes Jahr nach Neuseeland und auf den roten Kontinent. Unser letztes Reiseziel – Western Australia – überraschte uns zutiefst positiv. Eigentlich wollten wir sechs Wochen bleiben, vier Wochen Farmleben plus zwei Wochen Reisen. Doch dann wurden daraus für mich ganze drei Monate… und die waren beeindruckend: Roadtrip, Pferdetraining, Outback-Experience all inclusive.

Bereits bei unserem Fahrradtrip reisten wir an Australiens Ost- und Südküste entlang – Melbourne, Sydney, Brisbane und natürlich das Great Barrier Reef klapperten wir ab. Deshalb entschieden wir uns diesmal für den wilden Westen und der besteht im Gegensatz zum tropischen Osten hauptsächlich aus dem trockenen und staubigen Outback. Temperaturen bis zu 50° C sind im Sommer keine Seltenheit.

Pferdefarm und ökologisches Gärtnern 

Wir kamen genau in diesem heißen Sommer an, Mitte Januar. Anke hatte sich einen „Permakulturkurs“ in Margarete River ausgesucht und wollte mehr über ökologisches Gärtnern lernen, während ich endlich meinem Kindheitstraum von der Pferdetrainerin verwirklichte. Also gingen wir zwei Wochen getrennte Wege… Perfekt, jede konnte ihren eigenen Traum leben und umso mehr freuten wir uns auf ein Wiedersehen.

Mit rund 25 Mio. Einwohnenden beträgt die Bevölkerungsdichte Australiens gerade mal 3,3 Personen pro Quadratkilometer. Nur in der Mongolei, Westsahara und Namibia wohnen weniger Menschen auf dem gleichen Gebiet. Das liegt daran, dass in Down Under hauptsächlich die Küstenregionen besiedelt sind, weite Teile des Inlands sind sehr schwer bewohnbar. Trotzdem ist Australien eines der wohlhabendsten Länder Welt. Laut dem „Better Life Index“ der OECD-Staaten liegt das „verfügbare Pro-Kopf-Haushaltsnettoeinkommen“ mit umgerechnet rund 34.500 € weit über dem westlichen Durchschnitt. Dafür sind die Lebensunterhaltungskosten relativ hoch, auch für deutsche Verhältnisse.

Dana Müller Dana mit Quokka

Schon vormittags über 40 Grad heiß

Wir wollten trotzdem Low Budget reisen und planten, wieder zu wwoofen, also für Kost und Logie auf Farmen zu arbeiten. Das funktionierte schon in Griechenland, der Türkei und Neuseeland wunderbar. Diesmal erwischte ich eine echte „Aussie-Familie“, harte Arbeiter:innen mit dem Traum, eine Pferdezucht als Hobby aufzubauen. Hier brauchte es weniger Gartenarbeit und mehr Horsemanship. Für mich spektakulär.

Endlich konnte ich schon vor 10 Uhr morgens drei Pferde reiten, denn schon vor dem Mittag stiegen die Temperaturen auf weit über 40 Grad. Und der Nachwuchs musste eingeritten werden. Bereits nach einer Woche boten sie mir an, doch länger zu bleiben und dafür die extra Flugkosten zu übernehmen. Da konnte ich nicht widerstehen.

Camper-Paradies Australien - aber enorme Strecken

Natürlich hatten Anke und ich auch etwas Zeit zum Reisen und Entdecken. So mieteten wir uns zum ersten Mal einen kleinen Camper. Und das ist wahrlich die australische Art zu Reisen. Laut der Tourismusbehörde werden jährlich rund 13 Mio. Trips im Wohnwagen oder Wohnmobil gezählt. Die Infrastruktur im ganzen Land ist auf Camper und Co. ausgelegt. Jede kleine Gemeinde bietet öffentliche Wasserstellen und „Dumping Points“ für die Chemietoilette. Und wer, wie wir, keine Toilette im Bus hat, findet überall sehr saubere öffentliche. Außerdem gibt es kostenlose oder sehr günstige Campingspots in Gemeinden, Nationalparks und am Strand.

Australien ist wie Neuseeland ein absolutes Campingparadies und dabei ein wenig günstiger. Die wöchentliche Miete für einen ausgebauten Bus startet bei rund 600 Euro. Allerdings sind die Strecken aus europäischem Blick enorm. Wir fuhren in einer Woche mal eben 2.000 km von Perth nach Esperance (Traumstrände und mehr) und zurück. Und das war nur ein sehr kleiner Teil von Western Australia.

Reise-Impressionen:

Traumhafte Strände, klarer Sternenhimmel und Beuteltiere

Immer wieder übernachteten wir in der Nähe von traumhaften Stränden. Strahlend weißer Sand, blaues Meer und manchmal hüpft ein Beuteltier vorbei. Nachts ist der Sternhimmel unfassbar klar und abends schimmern die Sonnenuntergänge in einem unfassbaren Farbspektrum…

Für das Outdoorfeeling zelteten wir zum Abschluss noch auf Rottnest Island, eine atemberaubende Insel direkt vor der Küste von Perth. Dort lebt ein aktueller Instagram-Hype, die unfassbar niedlichen Quokkas (ein sehr kleiner Verwandter des Kängurus), und beim Schnorcheln entdeckte ich sogar eine Krake.

Fahrradtrip gewinnt gegen Rucksacktourismus

Rückblickend mussten wir feststellen, dass Backpacking doch ganz schön anstrengend ist. Nicht nur trägt man ständig sein Gepäck auf dem Rücken, sondern man ist beim Transport stark von den örtlichen Gegebenheiten abhängig und das ist in Australien schwierig. Bus und Bahn sind bei weitem nicht so verbreitet wie in Europa. Da greifen wir lieber auf unsere eigenen Fahrräder zurück und entscheiden selbst, wie weit es geht. Sogar in großen Städten bevorzuge ich das Fahrrad. In der Kategorie „Low-Budget“ ist Fahrrad mein absoluter Favorit. Für mehr Komfort ist der Camper eine wunderbare Alternative, der kostet allerdings bedeutend mehr.

Dann hieß es Abschied nehmen. Anke flog im März zurück, während ich noch einen Monat auf der Pferdefarm blieb und zwischendurch mit meinem Farm-Host in einem Truck durchs staubige Outback cruiste. Mit der Zeit wurde aus dem heißen Sommer, ein warmer Herbst und mit dem ersten Regen schoss das erste Grün zwischen dem staubigen Feldern hervor. Für uns endet an dieser Stelle das Abenteuer und wir versuchen zunächst, sesshaft zu werden, bevor es irgendwann wieder losgeht …

Danas und Ankes Reise bisherige Reise könnt ihr auch in ihrem Blog Fabulous Female Cyclists und auf Instagram betrachten.

 

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